Technik

Allgemein:

Gewichtheben ist Schwerathletik, auch Kraftsport genannt. Die Aufgabe besteht darin, eine Scheibenhantel mit einem oder beiden Armen aus der Bodenlage über den Kopf "zur Hochstrecke" zu bringen. Die Gewichte sind zu beiden Seiten einer Hantel angebracht, sicher verschlossen und stets auf beiden Seiten gleich schwer. Die leichteste Scheibe wiegt 0,5 kg und die schwerste 25 kg.

Die Hantel selbst hat ein Gewicht von 20 kg bei Männern, für Frauen wurde inzwischen eine Hantel geringeren Durchmessers von 15 kg Gewicht eingeführt. Für Kinder und Jugendliche gibt es weitere Hanteln. Durch das Aufstecken von Scheiben und Verschlüssen wird die Last erhöht.

Die Last muss jeweils mindestens zwei Sekunden fixiert werden. Bei beiden Disziplinen gilt das Prinzip, dass die Arme gestreckt bleiben müssen. Es darf nicht nachgedrückt werden. Das Reißen erfordert eine größere Griffbreite als das Stoßen und ist technisch anspruchsvoller. Beim Stoßen werden die größeren Lasten zur Hochstrecke gebracht.

Erst absolvieren alle Wettbewerber das Reißen, dann das Stoßen. Jeder Teilnehmer hat nur drei Versuche pro Disziplin. Davon muss wenigstens einer gültig sein damit diese Disziplin überhaupt gewertet wird. Es ist nach der Angabe des Startgewichtes, was jeder Heber nach seinem eigenen Ermessen bestimmen kann, nur noch eine Steigerung des Gewichtes erlaubt. Die besten Versuche aus Reißen und Stoßen werden zur Zweikampfleistung addiert. (Sind alle drei Versuche in einer Disziplin ungültig, spricht man davon, dass der Athlet geplatzt ist.)

Seit dem 1. September 2005 gilt eine neue Regel für Steigerungen. Die Steigerung des Hantelgewichtes in allen Gewichts- und Altersklassen erfolgt nicht mehr in Schritten von 2,5 kg, sondern 1 kg. Dementsprechend werden auch Rekorde nur noch in 1-kg-Schritten aufgestellt.

Die Steigerung nach jedem gelungenen Versuch muss für denselben Athleten mindestens 2 kg vom ersten auf den zweiten Versuch und mindestens 1 kg vom zweiten auf den dritten Versuch betragen.

Neben der Kraft ist bei diesem Sport insbesondere gute Technik und Beweglichkeit für den Erfolg maßgeblich.

Gewichtheben ist mehr als nur Reissen und Stoßen. Je nach Trainingsphasen unterteilt sich das Training in verschiedene Teilübungen. Diese sind aufgeführt im sogenannten Trainingsmittel-Katalog




Reißen:

Als Reißen wird die erste Teildisziplin des Olympischen Zweikampfes bezeichnet.

Die Hantel liegt horizontal vor den Beinen des Hebers. Sie wird mit den Handflächen nach unten gefasst und in einer einzigen Bewegung vom Boden zur Hochstrecke mit ausgestreckten und senkrecht stehenden Armen gebracht, entweder mit einem Ausfallschritt oder mit einer Hocke (nach eigenem Gutdünken des Hebers). Die Hantel ist in einem pausenlosen Bewegungsablauf am Körper entlang nach oben zu führen. Während des Versuches darf außer den Füßen kein anderer Körperteil den Boden berühren. Das gehobene Gewicht muss in der endgültigen Position bei gestreckten Beinen, Füße auf gleicher Linie, und gestreckten Armen bewegungslos fixiert werden bis zum Zeichen des Kampfrichters zum Abstellen des Gewichts. Das Drehen der Handgelenke darf erst erfolgen, nachdem sich die Hantel über Kopfhöhe des Hebers befindet. Das Kampfrichterzeichen zum Abstellen der Hantel hat zu erfolgen, sobald der Körper des Hebers bewegungslos ist und er die Last mindestens zwei Sekunden fixiert hat.

Technikübersicht Reißen - IAT




Stoßen:

Als Stoßen wird die zweite Teildisziplin des Olympischen Zweikampfes bezeichnet. Diese besteht aus 2 Teilen.

Teil 1: Umsetzen

Die Hantel liegt horizontal vor den Füßen des Hebers. Sie wird mit den Handflächen nach unten gefasst und in einem einzigen Bewegungsablauf vom Boden zu den Schultern gebracht, entweder mit dem Ausfallschritt oder mit der Hocketechnik. Die Hantel darf die Brust nicht vor der endgültigen Position berühren; sie soll auf den Schlüsselbeinen, der Brust oder den vollständig gebeugten Armen ruhen. In dieser Position kann der Heber nach Gutdünken verharren. Allerding dürfen in der Hocke die Ellenbogen keinenfalls die Oberschenkel berühren, sonst ist der Versuch ungültig.

Technikübersicht Umsetzen - IAT

Teil 2: Ausstoßen

Der Heber holt Schwung und beschleunigt aus den Beinen. Beugen und Strecken der Beine und Arme, um die Hantel zur Hochstrecke mit völlig gestreckten, vertikalstehenden Armen zu bringen (pausenlose Aufwärtsbewegung). Das Ausstoßen erfolgt meist mit einen Ausfall. Dann Einnehmen der Grundstellung, Beine und Arme sind gestreckt, warten bis zum Signal des Kampfrichters zum Abnehmen der Hantel. Das Signal hat zu erfolgen, wenn der Heber absolut bewegungslos ist und er die Last mindestens zwei Sekunden fixiert hat.

Technikübersicht Ausstoßen - IAT




Wertung

Einzelmeisterschaften:

Einzelmeisterschaften werden in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen durchgeführt.

Sieger innerhalb einer Startklasse wird der Athlet mit der höchsten Zweikampfleistung. Erreichen zwei Heber die gleiche Zweikampfleistung, dann gewinnt der Heber mit dem geringeren Körpergewicht, bzw. bei den Masters der ältere Starter.

Bei den Olympischen Spielen, Welt-, Europa- und Deutschen-Meisterschaften werden neben der Zweikampfwertung auch Medaillen in den Einzeldisziplinen vergeben.


Jugendmeisterschaften mit Technikwertung:

In der Jugend hat die korrekte Ausführung der Versuche einen besonders hohen Stellenwert. Daher werden Jugend-Meisterschaften bis einschließlich der C-Jugend mit einer Technikwertung durchgeführt. Für einen fehlerfreien Versuch kann eine Höchstpunktzahl von 10 Punkten erzielt werden.

Die Punkte werden nach folgender Formel berechnet:
Reißen: (Reißleistung x 50 : Körpergewicht) + ( zug. Technikwert x 10 )
Stoßen: (Stoßleistung x 50 : Körpergewicht) + ( zug. Technikwert x 10 )
Gesamtpunkte: Höchster Punktewert im Reißen + Höchster Punktewert im Stoßen


Jugend-Mehrkampfmeisterschaften mit Technikwertung:

Ebenfalls werden im Jugendbereich Mehrkampfmeisterschaften durchgeführt um die allgemeine Athletik der Kinder zu fördern. Bis einschließlich der B-Jugend kann der Nachwuchs bei Mehrkampfmeisterschaften starten.

Bei diesen Meisterschaften werden neben dem Reißen und Stoßen auch die Disziplinen Kugelschockwurf, Schlußdreisprung und Sternlauf gewertet. Alternativ zum Sternlauf kann auch ein 30-m-Sprint durchgeführt werden.

Für das Gesamtergebniss werden die Punkte des Reißen (mit Technikwertung), Stoßen (mit Technikwertung) sowie der drei Athletik-Disziplinen zusammenaddiert.

Die Startgruppen werden in der Regel lediglich nach Jahrgang unterteilt. Die Einzelwertung bei den Jungen erfolgt in bis zu 5 Gewichtsgruppen, wobei mindestens 10 Sportler einer Gruppe angehören müssen (Feder, Leicht, Mittel, Halbschwer, und Schwer). Die Einteilung erfolgt nach dem Wiegen aller Starter. Bis 15 weibliche Teilnehmer starten in einer Klasse, ab 16 Mädchen werden die zwei Gewichtsklassen „Leicht“ und „Schwer“ gebildet.




Mannschaftsmeisterschaften:

Mannschaftskämpfe können als Vergleichswettkämpfe (Freundschaftskämpfe) zwischen zwei oder mehreren Vereinen untereinander oder als Serienkämpfe (Punktekämpfe) ausgetragen werden.

Die Gliederung der Serienkämpfe beginnt mit der obersten Klasse, der I. Bundesliga (Unterteilung nach den Regionen Süd, Mitte und Nord). Darunter sind die II. Bundesligen (Unterteilung nach den Regionen Süd, Südost, Südwest, West und Nord), Landesligen und Bezirksligen geordnet.

Ebenfalls können auf Landesebene Serienkämpfe der Masters (sogenannte Masterrunden) durchgeführt werden.

In den Mannschaftswettbewerben heben 6 Athleten / Athletinnen in einer Mannschaft. (Ausnahme Bezirksligen und Masterrunde mit 4 Athleten je Mannschaft). Damit eine gerechte Zuordnung der Leistung zum Körpergewicht erfolgen kann, wurde 1980 eine Relativtabelle entwickelt. Der dem jeweiligen Körpergewicht zugeordnete Relativabzugswert wird sowohl von der Reißleistung als auch von der Stoßleistung in Abzug gebracht. Hebt ein Athelet eine Last, die unter dem Relativabzugswert liegt, dann bekommt er für diesen Versuch 0 Relativpunkte. Minuspunkte können nicht erzielt werden. Der höchste Relativwert des Reißens sowie des Stoßens ergeben die Gesamtrelativpunkte des einzelnen Sportlers. Für das Mannschaftsergebniss werden die Gesamtrelativpunkte aller 6 Athleten zusammenaddiert.


Mannschaftsmeisterschaften der Masterrunde mit Sinclair-/Melzer-Wertung:

Bei den Serienkämpfen der Masterrunde werden die Punkte nach der Sinclair- / Melzer-Wertung ermittelt. Ähnlich der Relativtabelle wird bei der Sinclairtabelle das Körpergewicht der Athleten berücksichtigt. Zusätzlich wird auch der Altersfaktor einbezogen.

Rechenweise der Sinclairwertung:
Zuerst sucht man aus der Sinclairtabelle anhand des Körpergewichtes den Gewichtsfaktor (Frauen/Männer) und den Altersfaktor, diesen multipliziert man mit der Zweikampfleistung.
z.B. Zweikampf 200 kg, Körpergewicht 80,3 kg ,Alter 40 (Jahre).
Zweikampf: 200 kg x (Kö.Gew. 80,3 kg) 1,174150 x (Alter: 40) 1,136000 = 266,76688 Sinclairpunkte