AC nach Kraftakt im Aufwind

Athleten-Club mit neuem Standort am Bergl hochzufrieden – Mehr als nur Gewichtheben

AC-Halle: Auf 400 hellen Quadratmetern findet sich alles für ein gezieltes Muskelaufbautraining.

Der Weg von der ersten Nachricht, dass sie wegen des Gesundheitsparks die angestammten Trainingsräume im Alten Krankenhaus verlassen müssen, bis hin zur Eröffnung des neuen Domizils war steinig. Die hat der Athleten-Club nach gescheiterten Andockversuchen unter anderem beim SC 1900 am Bergl gefunden. Der auch wegen der Unsicherheiten auf 100 Mitglieder zusammengeschmolzene Verein hat mit viel Courage eine leerstehende Immobilie gekauft und aus dem ehemaligen Einkaufsmarkt ein ansehnliches Trainingscenter geschaffen. Ein wahrer Kraftakt, zu dem die Mitglieder mit über 1000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden maßgeblich beitrugen.

Das Einjährige im Stadtteil und den gleichzeitigen 30. Geburtstag des Vereins beging der AC nun mit einem Tag der offenen Tür. Gesprächspartner sind die drei Vorsitzenden, die offensichtlich wieder ein wenig mehr Zeit zum Trainieren haben und sehr gelassen wirken. AC-Boss Michael Strauch und die beiden für Sport und die Finanzen zuständigen Thomas Walz und Ralf Schlenz haben auch allen Grund dazu, machen kein Hehl daraus, dass sie aus heutiger Sicht froh sind, jetzt eigener Herr im eigenen Haus zu sein.

Die Mitgliederzahl ist in kurzer Zeit nach oben geklettert. 165 sind es aktuell. Die Hälfte der Neumitglieder kommt aus dem westlichen Stadtteil. Dass auch vermehrt das zarte Geschlecht zum AC findet, (Frauenanteil bereits 40 Prozent), hat zwei Ursachen: Die unter der Regie von Andrea Saar laufende Ganzkörperfitness, wie die Übungsleiterin ihr Angebot aus Kraft- und Ausdauertraining (Aerobic, Yoga, Entspannung und Hanteltraining) nennt.

Und die Erfolge von Aushängeschild Ulrike Zehner. Durchs Fernsehen habe der, der sich mit diesem Sport weniger auskennt, ein gewisses Bild einer Gewichtheberin und sei dann erstaunt, wenn er Zehner gegenübersteht: 48 Kilo leicht, Deutsche Meisterin, Europameisterin und seit kurzem Weltmeisterin der Masters. „Man kann auch als Frau Gewichtheben dynamisch betreiben und dabei dennoch eine tolle Figur haben“, sagt Walz.

Der Boom hat auch mit dem Trainingscenter zu tun. Im Alten Krankenhaus waren es insgesamt 300 Quadratmeter, jetzt stehen allein in der Halle 400 Quadratmeter zur Verfügung. Das Angebot lässt mittlerweile nichts mehr zu wünschen übrig: Jede Menge Kraftmaschinen und Ausdauergeräte wie Stepper, Rudergerät, ein Großtrainer und sechs Fahrräder stehen bereit. Sowohl in der Halle, aber auch in den noch nicht ausgebauten Kellerräumen ist weitere Kapazität denkbar.

„Beim Preis-/Leistungsverhältnis sind wir unschlagbar“, sagt Strauch. Elf Euro pro Monat (16 Euro Ehepaar) ist tatsächlich vergleichsweise günstig, wobei die ACler als weiteres Pfund „Trainieren in einem familiären Umfeld“ nennen. Nicht mithalten mit den Fitness-Studios könne man freilich bei den Öffnungszeiten, „wo wir so flexibel sind wie unsere Mitglieder das sind“, sagt Walz.

Geöffnet ist zwar jeden Tag, meist aber erst ab dem späten Nachmittag bis 20.30, 21 Uhr. An den Samstagen und Sonntagen sind es (noch) nur zwei Stunden, mehr wäre drin, wenn sich mehr Aktive finden, die aufsperren und die (aus versicherungstechnischen Gründen nötige) Aufsicht führen.

Schlenz hat die Baumaßnahmen mit einem auswärtigen Architekten aus der Gewichtheberszene geplant und auch den Finanzplan erstellt und sagt heute: Punktlandung. Die Gesamtkosten liegen auch am Ende des ersten Bauabschnitts (der Keller wäre Teil 2) bei 284 000 Euro. Eigenkapital, die Zuschüsse der Stadt (schon gekommen) und des BLSV (bald erhofft) abgezogen, sind die Schulden mit noch rund 40 000 Euro überschaubar, zumal man ja jetzt auch eine Immobilie mit nagelneuen Sanitätsräumen für Damen und Herren und einem schmucken Aufenthaltsraum mit neuer Küchentheke besitzt. Der AC hat eine komplett neue Lüftungsheizung eingebaut, ist an die günstige Fernwärme der Stadt angeschlossen, heißt: Auch beim noch unbekannten Unterhalt dürften Überraschungen ausbleiben.

Stolz sind die Kraftsportler auf die bei Ebay ersteigerte Glas-Faltwand, die Trainingsfläche abzuteilen ermöglicht. So lässt sich bei Wettkämpfen neben dem Heberpodium eine diskrete Aufwärmfläche einrichten. Profitieren werden davon vor allem die Gewichtheber, die in der Frankenliga (Aktive) und Masterrunde (Alte Herren) stemmen.

Das Gewicht – das Wortspiel muss sein – liegt aber auf der Ganzkörper-ausrichtung, sprich dem gezielten Muskelaufbautraining – unter steter Anleitung. Vier Übungsleiter nehmen vor allem den Neuling an die Hand, weisen in die Geräte ein, stoppen auch mal bei zu viel Tatendrang. „Weniger ist manchmal mehr“, sagt Walz. Seine neueste Idee: der AC als Dienstleister für andere Vereine. Der AC bietet die Hardware und das Know How an. „ Wir haben alle Geräte zum zielgerichteten Muskelaufbau und die Erfahrung“, sagt Walz.

Zweimal Meisterin: Links die aktuelle Master–Weltmeisterin Ulrike Zehner, rechts Bürgermeisterin Kathi Petersen mit ungewohnter Anstrengung. Die AC-Vorsitzenden (von links) Ralf Schlenz, Michael Strauch und Thomas Walz haben nicht nur deshalb Grund zur Freude.


Quelle: Main-Post vom 06. Oktober 2012 - geschrieben von Hannes Helferich
Fotos: Hannes Helferich